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Letzte Bearbeitung: 25.9.2010
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Wer war Leonz Füglistaller?

Leonz Füglistaller (auch »Füglisthaler« oder »Füglistaler«), geboren am 20.4.1768 in Jonen im Kanton Aargau in der Schweiz, gestorben am 21.3.1840 in Luzern, entstammte einer angesehenen Familie. Sein Vater war Müller und Bauer. Nach dem Besuch des Kollegiums in Solothurn (1783-1791), das nach der Aufhebung des Jesuitenordens von den Exjesuiten verdeckt weitergeführt wurde, studierte er katholische Theologie und daneben Philosophie und Physik in Dillingen an der Donau (1791-1793). 1792 empfing er die Priesterweihe.

Nach dem Vikariat (1793-1797) wurde er Lehrer und war von 1798 bis 1809 an der Höheren Lehranstalt in Luzern angestellt, von 1804 an als Präfekt. Er unterrichtete zuerst Latein, dann Mathematik und Physik und zuletzt griechische Literatur und Moraltheologie. Im Jahre 1809 legte er sein Amt nieder und studierte in Göttingen und Paris Naturwissenschaften.

Zurück in der Schweiz wurde er 1810 Lehrer am katholischen Lyzeum in St. Gallen, gleichzeitig arbeitete er als Adjunkt an der St. Gallener Stiftsbibliothek. 1815 wurde er Kanzler des apostolischen Vikars Bernhard Ludwig Göldlin in Beromünster. Drei Jahre später ging er nach Zurzach. An der dortigen Bezirksschule unterrichtete er außer Mathematik und Naturkunde auch Geographie und Deutsch. 1819 kehrte er nach Luzern an die Höhere Lehranstalt zurück und war erneut Präfekt dieser Schule. 1824 wurde er Chorherr am St. Leodegarstift im Hof in Luzern, von 1832 bis zu seinem Tode stand er dem Stift als Probst vor.

In seiner freien Zeit widmete sich Füglistaller germanistischen Studien. Das meiste davon blieb allerdings unveröffentlicht. Er beschäftigte sich mit alt- und mittelhochdeutschen Texten und arbeitete an einer deutschen Sprachgeschichte und Grammatik. Mit Jacob Grimm stand er in Korrespondenz. Leonz Füglistaller gilt als der erste Schweizer Germanist.

Vgl. Eduard Studer: Leonz Füglistaller 1768-1840. Leben und germanistische Arbeiten, Diss., Freiburg i. d. Schweiz 1952; Internationales Germanistenlexikon 1800-1950, hrsg. u. eingel. v. Christoph König, bearb. v. Birgit Wägenbaur zus. mit Andrea Findt, Hanne Knickmann u. a., Bd. 1: A-G, Berlin / New York 2003, S. 536 f.

Verzeichnis seiner Schriften

SCHILLERS ODE AN DIE FREUDE in gereimter lateinischer Übersetzung, in: Miscellen für die Neueste Weltkunde, 3. Jg., 1809, Nr. 100, S. 397 f. – Schillers Lied an die Freude mit beygefügter lateinischer Uebersetzung im Versmaaße des Originals, Berlin 1809. – Schiller's Ode an die Freude in gereimter lateinischer Uebersetzung. Gewidmet der schweizerischen Musikgesellschaft zu Luzern, Luzern 1810.

SCHILLERS MÄNNERWÜRDE in lateinische Reime gesetzt, in: Der Wegweiser in der Eidgenossenschaft für Schweizer und Schweizerfreunde, Nr. 14 vom 3.4.1816.

SCHILLER'S LIED VON DER GLOCKE. In gereimten lateinischen Rhythmen nachgesungen von Leonz Füglistaller, Luzern 1821. – Das Lied von der Glocke. Gedicht von Schiller, Musik von A. Romberg, in's lateinische übersetzt von Professor L. Füglistaller. Als 2.te Abtheilung des grossen Konzerts von der schweizer'schen Musikgesellschaft aufgeführt in Luzern den 21.ten July 1824, Luzern 1824. – Schiller's Lied von der Glocke. In gereimten lateinischen Rhythmen nachgesungen von Leonz Füglistaller, in: Schweizerische Rütli- und Schillerfeier am 10. November 1859. Fest-Album und patriotisches Neujahrsblatt, Aarau 1860, S. 29-44.

SCHILLERS LIED VON DER GLOCKE UND ODE AN DIE FREUDE. Mit der Uebersetzung in's Lateinische von Leonz Füglistaller, nebst einer kurzen Biographie Füglistallers [v. Josef Ignaz Rölly], Luzern 1869. – Schillers Lied von der Glocke und Ode an die Freude. Gabe der Schweizerischen Kirchen-Zeitung zum Schillerjubiläum 1905, Luzern 1905 (dem Jg. 1905 der Zeitschrift beigebunden). – Lied von der Glocke und Ode an die Freude. Mit lateinischer Übersetzung in Versen von Leonz Füglistaller, Luzern 1909. – Friedrich von Schillers Lied von der Glocke und Ode an die Freude. Mit lateinischer Übersetzung in Versen von Leonz Füglistaller. Neu hrsg. v. Franz von Véringen, Innsbruck 1935.

Im Nachlass Füglistallers findet sich auf einem abgerissenen Papierfetzen eine lateinische Übersetzung der ersten Strophe des Abendliedes von Matthias Claudius: »Est orta luna fulgida / Coruscant clara sidera / Coelesti lumine / Obscura silent nemora / Ex campis surgit nebula / Sursum mirifice.« (Vgl. Eduard Studer: op. cit., S. 166, Anm. 2)

Ein vollständiges Verzeichnis der Publikationen Füglistallers findet sich bei Eduard Studer: op. cit., S. XIV ff.